Was ist los?

Nachhaltigkeit ist nicht teurer

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Prof. Dr.-Ing. Natalie Eßig betont, dass KNX Technologie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Quelle: BMU/ Sascha Hilgers

BUS/SYSTEME >> Frau Professor Eßig, welche sind die wichtigsten Hebel, um nachhaltiges Bauen zu fördern beziehungsweise welche Hürden gilt es zu überwinden? 

Natalie Eßig >> Jedes Bauprojekt sollte stringent geplant werden, damit Bauherren oder Investoren – die Kosten stets im Blick – gezielt Entscheidungen treffen können. Zudem gilt es, relevante Nachhaltigkeits- und ESG-Aspekte in die Planung zu integrieren, wie Energieeffizienz bei Beleuchtung, Heizung und Kühlung, Sicherheit und Brandschutz oder Barrierefreiheit. Entscheidend in einem Bauprozess ist die Kommunikation, genauer gesagt der Wissenstransfer sowohl zwischen den beteiligten Gewerken als auch in Richtung Entscheider. Wir müssen konsequent über die Vorteile einer nachhaltigen Bauweise aufklären, auch wenn es erfahrungsgemäß viele Jahre braucht, bis Menschen ihr Verhalten anpassen oder verändern. Ein wichtiger Schritt, nachhaltiges Bauen zu fördern, war die Einführung des Qualitätssiegels nachhaltige Gebäude (QNG) als so genannte Dachmarke durch den Bund vor rund fünf Jahren. Auch die meisten Hochschulen haben inzwischen das Studienfach "Nachhaltiges Bauen" eingeführt. Bei den Ausbildungsberufen in den Handwerksbetrieben sowie bei Architekten und Bauingenieuren sehe ich jedoch noch viel Potenzial, die Thematik Nachhaltigkeit stärker zu integrieren.

Wichtig ist zudem, dass wir auch in der Bauwirtschaft die Wegwerfmentalität ablegen und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft agieren; dafür müssten Prozesse und eventuell auch Produktdesigns kritisch überprüft und angepasst werden. Denn manchmal genügt es, nur eine Systemkomponente auszutauschen, um ein Produkt weiter verwenden zu können. Und schließlich benötigen wir in der Bauwirtschaft klare politische Vorgaben. Es gibt zu viele Regularien, die Prozesse unnötig erschweren.

BUS/SYSTEME >> Ob Bestand sanieren oder neu bauen – die Kosten spielen immer eine Rolle. Ihre Aussage: "Nachhaltigkeit ist nicht teurer." Können Sie dies bitte kurz erläutern? 

Natalie Eßig >> Viele machen den Fehler, nur die Baukosten zu betrachten. Entscheidend ist jedoch der Blick auf die Lebenszykluskosten, und damit auf die Wirtschaftlichkeit einer Immobilie – von Betriebskosten über Instandhaltungskosten bis hin zu den Rückbaukosten. Hier lassen sich über Jahre enorme Einsparungen erzielen, auch wenn – bei Sanierung oder Neubau – nachhaltige Technik und bessere Materialien verwendet werden. Im Schnitt können die Kosten bei einer nachhaltigen Bauweise bis zu zwei Prozent höher ausfallen; diese amortisieren sich jedoch in der Regel in fünf bis zehn Jahren. Gebäude, die zudem nachhaltig zertifiziert sind, lassen sich einfacher verkaufen und vermieten und künftig wohl auch leichter finanzieren, da günstige Baukonditionen an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden.

Das gesamte Interview lesen Sie in der neuen Ausgabe der BUS/SYSTEME 03/2025.

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